Abstract
Migrationsbedingte „Brüche“, die teilweise indirekt und teilweise direkt geäußert werden, stellen ein häufig wiederkehrendes Thema in der Analyse von Sprachbiographien dar. Der Beitrag verortet zunächst die Untersuchung sprachbiographischer Interviews im Kontext der Migrationslinguistik, sodass die Prozesse des Sprachgebrauchs aus sprecherindividueller Perspektive im Zentrum stehen. Anhand sprachbiographischer Interviewauszüge wird anschließend verdeutlicht, dass sprachbiographische Brüche in der Migration in unterschiedlichen Formen auftreten und dass sie sowohl als unmittelbar erlebte als auch als erinnerte oder von der Elterngeneration vermittelte Ereignisse von sprachbiographischer Bedeutung sind. Analysiert werden Beispiele unterschiedlicher Erhebungen mit jungen Geflüchteten aus Iran, Afghanistan und Syrien sowie Sprecherinnen und Sprechern mit türkischem, bosnischem und irakischem Migrationshintergrund. Durch die Gegenüberstellung von Migrationserfahrungen und den darin enthaltenen sprachbiographischen Brüchen können individuelle und gesellschaftliche Muster deutlich werden, die sich auf den Verlauf von Migration und Inklusion sowie auf Spracherwerb und Spracherhalt auswirken.
Keywords: Mehrsprachigkeit, Migration, Flucht, Biographie