Mittelalterliche Migrationsvarietäten und ihre Resilienz: das Galloitalische in Sizilien
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Zitationsvorschlag

Mittelalterliche Migrationsvarietäten und ihre Resilienz: das Galloitalische in Sizilien. (2023). JournaLIPP, 8, 1-25. https://doi.org/10.5282/journalipp/4889

Abstract

Der Begriff ‘Migrationslinguistik’ ist keine 20 Jahre alt; das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass migrationslinguistisch relevante Daten bereits seit viel früherer Zeit zur Verfügung stehen. Sie wurden teils zufällig (im Hinblick auf einzelne Informanten), teils durchaus absichtlich (im Hinblick auf bestimmte Lokaldialekte) durch die ‘klassische’ Geolinguistik erhoben: So enthält das Ortsnetz des AIS eine ganze Reihe von Punkten mit Dialekten, die auf spätmittelalterliche, frühneuzeitliche oder zum Zeitpunkt der Erhebung gar rezente Immigrationsvarietäten zurückgehen. Bemerkenswert ist vor allem eine Gruppe sizilianischer Orte, in denen sich nach der Rechristianisierung (seit 1061 n. Chr.) zahlreiche Kolonisten aus Nordwestitalien mit sog. galloitalischen Dialekten ansiedelten. Diese Ortsdialekte lassen sich auf ein Kontinuum zwischen den Polen weitestgehender Erhaltung und sehr fortgeschrittener Auflösung in ihrer ebenfalls romanischsprachigen Umgebung abbilden. Obwohl diese Ausgangslage einen systematischen Vergleich im Hinblick auf die besonders dauerhaften (‘resilienten’) Merkmale nahelegt, ist dergleichen niemals unternommen worden. Es erhebt sich z. B. die Frage, wie sich besonders saliente phonetische Erscheinungen in dieser Hinsicht verhalten. Die mittlerweile gut vorangeschrittene lexikalische Dokumentation zeigt weiterhin, dass sprachliche Resilienz grundsätzlich im Zusammenhang mit kultureller Resilienz zu sehen ist.

Keywords: Galloitalisch, Sizilianisch, Sprachkontakt, Migrationsvatietät, Spracherosion

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